Alter Friedhof Saarlouis

Alter Friedhof Saarlouis

Förderverein zur Denkmalpflege des Alten Friedhof Saarlouis e.V.

Zur Geschichte des Alten Friedhofs Saarlouis

Eine denkmalgeschützte Anlage

Der Alte Friedhof Saarlouis gilt zu Recht als ein wahres Kleinod. Im malerischen Umfeld eines alten Baumbestandes spiegeln seine Grabmäler eine fast 240-jährige Friedhofskultur wider. Ein Besuch ist für Einheimische und Auswärtige gleichermaßen lohnend.

In einzigartiger Weise dokumentieren die Grabmäler des Friedhofs die wechselvolle Geschichte der Grenzstadt und Grenzfestung Saarlouis und deren »geteilte Geschichte« zwischen Deutschland und Frankreich, wie es der Saarlouiser Autor Alfred Gulden einmal ausgedrückt hat. Zahlreiche Grabinschriften geben noch Zeugnis von den historischen Bindungen an Frankreich.

Auf Grund ihrer großen geschichtlichen Bedeutung ist die gesamte Friedhofsanlage als Baudenkmal und Ensemble in die Saarländische Denkmalliste eingetragen. Über die vom Denkmalschutz hervorgehobene historische Bedeutung hinaus besitzt der Alte Friedhof aber auch einen ästhetischen und emotionalen Wert.

Die erste Bestattung

Keimzelle war der »Katholische Friedhof«, der 1773 außerhalb der Festung vor dem Französischen Tor angelegt wurde. Auf Drängen der Stadtverwaltung, die Seuchen befürchtete, hatte der Erzbischof von Trier die Weiterbenutzung des Friedhofs vor dem Augustinerkonvent innerhalb der Festung untersagt.

Auf die erste Beisetzung weist ein Randvermerk im Sterberegister hin, der in deutscher Übersetzung lautet:

»Juni 1773. Versehen mit den Sakramenten der Kirche, ist Marie Elisabeth Anheiser, 33 Jahre alt, Ehefrau von Herrn Michael Hautz, Kaufmann, am Vierzehnten verstorben und am Sechzehnten von mir, dem Unterzeichner, auf dem Friedhof dieser Pfarrei beerdigt worden in Anwesenheit der Zeugen, die unterschrieben haben. Dies ist die erste Person, die auf dem Friedhof in der Nähe des Kanals gegenüber dem kleinen Kreuz beigesetzt worden ist.«

Eine Marmorgrabplatte, die vor einigen Jahren vom Förderverein Alter Friedhof saniert worden ist, bezeichnet bis heute ihre Grabstätte.

Genres und Stile

1821 wurde an der Südseite der »Garnisonsfriedhof« angelegt. Zunächst nur für Militärpersonen bestimmt, wurde er 1825 auf Antrag der evangelischen Zivilgemeinde auch für Privatpersonen geöffnet und hernach mehrfach erweitert. Ursprünglich waren die beiden Friedhöfe durch eine hohe Mauer getrennt. Einige Grundmauerreste sind noch erhalten.

Heute unterscheidet man den zentral gelegenen »Historischen Teil«, den nördlich angrenzenden »Allgemeinen Teil« und im Süden den »Garnisonsfriedhof«. Auf allen drei Teilen sind zeittypische Grabmäler aus verschiedenen Epochen erhalten. So bietet die Friedhofsanlage den Besuchern eine Vielfalt an Stilarten. Wuchtige Sandstein-Liegeplatten wechseln mit kunstvoll gestalteten Grabmälern. Die Strenge klassizistischer Formen findet im Jugendstil ein anmutiges Gegenstück. Der bärtige Chronos konkurriert mit Terrakotta-Engeln und trauernden Frauengestalten. Bescheidene Grabsteine haben sich neben aufwändigen Grabmälern behauptet. Auch aus diesem Gegensatz bezieht der Alte Friedhof seinen Reiz.

Die Gruftkapelle »Regnier-Stein«, die 1905 seitlich des Haupteinganges errichtet wurde, zählt zu den wenigen Beispielen neugotischer Friedhofsarchitektur im Saarland. Sie wurde in den Jahren 2008/2010 gemeinschaftlich von Stadt und Förderverein grundlegend saniert.

Zahlreiche Grabmäler erinnern an Persönlichkeiten, die als Politiker, Geistliche oder Militärs auf verschiedenen Ebenen Geschichte mitgeschrieben haben, unter ihnen Michel Reneauld, ein General der Revolutionsarmee, der später erster preußischer Bürgermeister der Stadt wurde.

Personen und Persönlichkeiten

Die katholischen Pfarrer ruhen auf dem »Historischen Teil«, die evangelischen auf dem Garnisonsfriedhof. Hier befindet sich auch das Grabmal der Familie Reckzeh. Der Kapellmeister und Komponist Adolf Reckzeh, dessen Marsch »An der Lisaine« noch heute vom Heeresmusikkorps der Bundeswehr gespielt wird, hatte seinerzeit die populäre Dreißigerkapelle zu einer der ersten Militärkapellen des Kaiserreiches geformt.

Auf dem »Garnisonsfriedhof« reihen sich die schlichten Grabsteine der Gefallenen beider Weltkriege. Deutsche, Franzosen und Russen sind hier nebeneinander bestattet. Am Westrand erinnern noch einige Grab- und Gedenksteine an deutsche und französische Offiziere des Krieges 1870/71. Auch zwei preußische Generäle haben hier ihre letzte Ruhestätte gefunden: die beiden Saarlouiser Festungskommandanten Carl Ferdinand von Langen und Edmund Wild. Ernestine, die Tochter von Langens, hatte nach dem Tode des Vaters den Sohn des legendären Preußenprinzen Louis Ferdinand geheiratet. Dieser Ehe entstammte der einst hoch geschätzte Dichter Ernst von Wildenbruch.

Auf der Ostseite des »Garnisonsfriedhofs« erinnert ein großflächiges Grabdenkmal an die 87 Opfer des schweren Explosionsunglücks, das sich 1916 »auf Choisy« ereignete.

Unter einem Obelisken, der die schmucklosen Eisenkreuze der Borromäerinnen überragt, ist in einer Gruft die Gräfin Anne-Elisabeth Grenier beigesetzt. Sie war die Gattin des napoleonischen Divisionsgenerals und späteren Politikers Comte Paul Grenier, dessen Name auf der Ostseite des Arc de Triomphe in Paris verewigt ist.

Anrührend sind die Gräber des »lieben Negers Chim Bebe«, der aus der damaligen deutschen Kolonie Togo stammte, und des zwölfjährigen Zirkusjungen Anton Mark, der 1901 auf dem Großen Markt in Saarlouis beim Sturz vom Trapez ums Leben kam.

Opfer einer schweren Zeit

Im Jahre 1905 wurde südlich des »Garnisonsfriedhofs« der selbstständige »Israelitische Friedhof« angelegt. Auf vielen seiner Grabmäler erinnern die Inschriften an Familienangehörige, die deportiert wurden und in Konzentrationslagern umgekommen sind. Auf einer Freifläche im Südteil des Friedhofs hat die Künstlerinnengruppe F 11 die Steine der abgebrochenen Synagoge gestaltet und im Halbkreis angeordnet. Der Sonntagsgruß schrieb damals:

»Der Steinkreis ist ein Symbol der Unvergänglichkeit, des Ganzen, in seinem Innenraum Platz zum Gedenken lassend. Die Steine erinnern an die vielen Menschen, die einst in dem Raum beteten, den sie als Mauern umschlossen. Menschen, die hier auf diesem Friedhof ihren Frieden finden sollten und es doch nicht konnten.«